Die Internet-Bandbreite korrekt messen

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Ich bekomme in letzter Zeit viele Anfragen, die sich um das Thema Bandbreitenmessung drehen.
Die Frage ist berechtigt: Wie messe ich meine Anschluss-Geschwindigkeit am Internetanschluss korrekt?

Welche App installiere ich für die Messung?
Der App-Store für Android und Apple bietet zig Apps für die Bandbreitenmessung an. Doch welche soll ich mir auf mein Handy installieren? Die Antwort überrascht im ersten Moment:
Keine einzige App davon!
Denn das Handy ist das langsamste Endgerät von allen und liefert zudem auch die ungenauesten Ergebnisse, weil es die Funkstrecke zwischen Handy und Router nutzt.
Die einzige Ausnahme ist hier gegeben, wenn du spezielle Anwendungen auf dem Handy hast und du wissen möchtest, ob die WLAN-Verbindung reicht, um diese Anwendung auszuführen. Hierzu empfehle ich im Google-Playstore die App der Bundesnetzagentur zur Bandbreitenmessung (4).
Zur Messung der reinen WLAN-Stärke empfehle ich die App WIFI-Analyzer (5)

Flaschenhals WLAN
Wenn du einen Glasfaser-Anschluss dein Eigen nennst, kommst du schnell an den Punkt, dass dein WLAN-Netz zum Flaschenhals wird, weil die Übertragungsraten über WLAN nur ein Bruchteil der maximal nutzbaren Übertragungsrate darstellt.
Das liegt daran, dass zwischen Router und Handy die Bandbreite gegenüber der maximalen Bandbreite, die am Glasfaser-Anschluss anliegt, sehr gering ist, da bei WLAN die Übertragung via Funk passiert. Der neueste WLAN-Standard für das 6GHz-Frequenzband schafft maximal 88.000 Mbit. Dies ist aber ein rein theoretischer Wert. Die realistischen Werte liegen sehr weit darunter und hängen von der baulichen Situation und der Entfernung zwischen Handy und Router ab. Generell gilt. Je weiter das Handy vom Router entfernt ist, desto schlechter die Übertragungsrate. Wie du schnell und preiswert den Flaschenhals WLAN erweitern kannst, erfährst du hier.

Nur LAN nutzen
Du solltest also für deine Bandbreitenmessung immer den kabelgebundenen Weg zum Router nutzen.
Achte darauf, dass du am Router einen Anschluss (Port) nutzt, der auch schnelle Verbindungen unterstützt. Manche Router haben die schnellen Verbindungen nur auf den ersten beiden Ports, oder sogar nur auf dem ersten Port. Schau dir hierzu bitte die Bedienungsanleitung deines Routers an.
Außerdem solltest du darauf achten, dass du für die Verkabelung deines Heimnetzwerkes die korrekten Patch-Kabel verwendest. Ein altes Patch-Kabel der Kategorie 5 zwischen Hausübergabepunkt und Router beraubt dich sofort, der teuer erkauften Glasfaser-Geschwindigkeit.

Welche Tools nutzen?
Ich empfehle ganz klar die Bandbreitenmessung der Bundesnetzagentur (1). Viele Anbieter von Bandbreitenmessungen wollen dir das beste Ergebnis zeigen und suchen sich für jede Messung einen anderen Server bzw. immer den Server, der dir am nächsten steht oder zu dem du die beste Verbindung hast. Somit sind die Ergebnisse nur schwer vergleichbar. Überdies hat ein Server, der in den USA steht, bedingt durch den weiteren Weg über mehr Netzknoten, auch eine geringere Geschwindigkeit bzw. einen geringeren Datendurchsatz, im Gegensatz zu einem Server in Deutschland.
Vergleichen möchte ich das mit dem Straßennetz und den Kreuzungen. Die erwähnten Netzknoten stellen die Kreuzungen dar.
Wenn du auf einer langen Wegstrecke nur 1 Kreuzung mit Ampel hast, ist die Zeit, die du benötigst kürzer, wie auf einer kürzeren Wegstrecke mit 3 Ampeln.

Was sind Mbit/s?
Eine der beiden wichtigsten Kenngrößen bei der Geschwindigkeitsmessung im Internet, ist MBit/s. Doch was bedeutet diese Angabe?
Um bei dem Beispiel der Kreuzung zu bleiben. Ist die Ampel einer Kreuzung rot, weil gerade der Querverkehr fährt, kannst du nicht weiterfahren, du benötigst also mehr Zeit, um von A nach B zu gelangen. MBit/s gibt an, wie viel Megabit pro Sekunde zwischen 2 Punkten übertragen werden kann. Je mehr Netzknoten die Daten weiterleiten, und umso länger die Strecke ist, umso weniger Mbit/s hast du also.
Weitere Informationen zum Thema MBit/s findest du hier (2).

Was ist die Pingzeit?
Die Pingzeit ist die zweite wichtige Kenngröße im Zusammenhang mit der Breitbandmessung.  Sie wird auch Latenzzeit genannt. Hier wird die absolute Zeit gemessen, die ein Signal von deinem Endgerät zum Server und wieder zurück benötigt (3). Sie wird in mS, also Millisekunden angegeben. Eine hoher Datendurchsatz in MBit nutzt also nichts, wenn die Pingzeit zu hoch ist. Es kommt immer auf die Art des Internetanschlusses an, wie hoch eine normale Pingzeit sein sollte. Hier eine kleine Auflistung, der wichtigsten Internet-Zugangsarten und deren normalen Pingzeiten, die du messen solltest:
– DSL: 40-100 mS
– DSL+Fastpath: 10-20 mS
– DSL via Satellit: 200-350 mS
– Kabel-Internet: 20-30 mS
– Glasfaser (FTTH): 5-20 mS
– LTE: 20-80 mS
Du siehst also, es kann schon alleine aufgrund der Art deines Zugangs zum Internet, zu einer sogenannten Geschwindigkeitsverschleppung kommen.

Wann führe ich meine Bandbreitenmessung durch?
Generell empfehle ich, über den Tag verteilt, mehrere Messungen durchzuführen. Erfahrungsgemäß ist die Geschwindigkeit am Abend, wenn jeder zu Hause ist, niedriger, wie Mittags. Ich empfehle immer, eine ganze Woche zu messen und die Ergebnisse zu dokumentieren.

Welchen Datendurchsatz sollte ich erreichen?
Hier gehen die Meinungen stark auseinander. Ich persönlich bin der Meinung, dass du an mindestens 75 % der Tageszeit, 80 % der gebuchten Leitungsgeschwindigkeit nutzen können musst. Alles, was darunter liegt, ist zu wenig und ist ein Indikator für ein Telefonat mit dem Dienstanbieter.

Was muss ich noch beachten?
Damit du reale Ergebnisse erzielst, solltest du alle anderen Geräte, die sich im Netzwerk befinden (andere Handys, Spielekonsolen, Tablets usw.) ausschalten. Somit wird das Ergebnis nicht verfälscht.
Starte deinen Router regelmäßig neu, damit sich der interne Speicher löschen kann und es Platz gibt für neue Updates vom Hersteller. Außerdem kann eine Neueinwahl des Routers auch viele Geschwindigkeitsprobleme lösen. Also starte deinen Router von Zeit zu Zeit einfach neu.
Bevorzuge zum Neustart, die Möglichkeit, dich über einen Internetbrowser in das Router-Menü einzuwählen und wähle dort den Punkt Neustart.

Zusammenfassung
– Messe immer kabelgebunden die Geschwindigkeit, weil WLAN keinen hohen Datendurchsatz bietet.
– Messe immer über denselben Server bzw. derselben App. Nur so kannst du Ergebnisse vergleichen.
– Messe zu verschiedenen Zeiten am Tag und an verschiedenen Tagen deine Geschwindigkeit.
– Erreichst du über einen längeren Zeitraum und an verschiedenen Tageszeit im Durchschnitt keine 80 % der gebuchten Leistung, kontaktiere deinen Anbieter.

Hast du Fragen zum Theme Bandbreitenmessung, dann kontaktiere mich hier.

Quellennachweis:
(1) = https://www.breitbandmessung.de/desktop-app
(2)= https://praxistipps.chip.de/was-bedeutet-mbits-verstaendlich-erklaert_46026
(3) = https://www.sparhandy.de/dsl/info/ping-wert/
(4) = https://apps.apple.com/de/app/breitbandmessung/id1037354483?l=de
(5) = https://play.google.com/store/apps/details?id=com.farproc.wifi.analyzer&hl=de&gl=US